LANDSHUT 1939–1945

Ein Zeitspiegel in Bild und Wort

Die Publikation

488 S., ca. 400 Abb., 39,- Euro

Erhältlich im Landshuter Buchhandel und über das Stadtarchiv Landshut.

Eine Ausstellung im Marstall

Ursprünglich plante das Stadtarchiv Landshut eine Ausstellung zum Thema »Landshut 1939-1945« im Marstall der Stadtresidenz Landshut. Mitten in die Arbeitsphase platzte die Nachricht der statischen Unsicherheit des Dachstuhls mit der damit verbundenen Schließung des Marstalls. Das Aus der Ausstellung bedeutete aber kein Ende der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas. In deutlich erweitertem Umfang »kristallisierte« sie zu der vorliegenden Publikation.

Im Folgenden eine Auswahl der Themenfelder.

Themenschwerpunkte

Hierzu zählen das Leben der Landshuter Bürger in der NS-Diktatur; die Situation Landshuts im Bombenkrieg; die Zwangsarbeit in der Stadt sowie im Umland; die Verfolgung von politischen Gegnern und von nicht zur »Volksgemeinschaft« gehörigen Personen; die Funktion Landshuts als Lazarettstandort; das KZ-Außenlager und das Kriegsende mit der Befreiung durch die Amerikaner.

Die Stadt unter der NSDAP-Herrschaft

Die Struktur der NSDAP war nicht allein nach innen gerichtet, also auf die Partei selbst und ihre Mitglieder, sondern zielte darauf, die gesamte Bevölkerung mit allen gesellschaftlichen Bereichen zu durchdringen. Die einzelnen NSDAP-Kreise gliederten sich in Ortsgruppen und diese wiederum in Zellen und Blöcke. Entsprechend gab es Zellen- und Blockleiter mit weiteren Helfern. Jeder Reichsbürger stand somit unter »Aufsicht«.

Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene

Bilder und Vorstellungen von großen Lagern wie etwa vom KZ-Dachau spiegeln nur einen Teil jenes penibelst durchorganisierten Systems höchster Menschenverachtung und -vernichtung. Es gab Zehntausende kleine Lager, die nicht einmal abgelegen, sondern auf Fabrikgeländen oder mitten in Städten oder Dörfern eingerichtet wurden. Es konnten eigens errichtete Baracken sein, oder Schulen bzw. Gaststätten wurden für diese Zwecke umgenutzt, denn die Zwangsarbeiter sollten möglichst nah an ihren »Arbeitsplätzen« einquartiert sein.

Lazarettstadt

Mit Ausbruch des Krieges prägten feldgraue Uniformen zunehmend das Stadtbild. Verdunklung und Rationierungen beherrschten den Alltag der Landshuter Bürger. Mit Fortschreiten des Krieges wurde Landshut immer mehr zur Lazarettstadt. 1945 existierten 9 (Teil)-Lazarette. Während schon unmittelbar nach Kriegsbeginn verletzte Soldaten zur Versorgung nach Landshut gebracht wurden, blieb die Stadt selbst noch lange Zeit von direkten Kriegseinwirkungen, d. h. alliierten Fliegerbomben verschont. Erst am 29. Dezember 1944 fielen zum ersten Mal Bomben auf den Bahnhof.

KZ-Außenlager

Von Mitte Dezember 1944 bis zum 6. Februar 1945 existierte in Landshut ein Außenlager des KZ-Dachau. 500 meist jüdische Häftlinge mussten unter widrigsten Lebensbedingungen bei Kälte und minimalster Verpflegung Schwerstarbeit leisten. Dem nationalsozialistischen Konzept »Vernichtung durch Arbeit« folgend, starben in den wenigen Wochen 83 Häftlinge aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen oder durch aktive Tötungshandlungen seitens der Wachleute.

KZ-Häftlinge beseitigen Bombenschäden

Ab 1944 wurde der Landshuter Hauptbahnhof als Verkehrsknotenpunkt zunehmend wichtiger, was zu den Bombenangriffen vom 29.12.1944 sowie vom 11. und 19.3.1945 führte. Dabei kamen unzählige Soldaten, Zivilisten, Frauen und Kinder ums Leben. Namentlich sind 207 Opfer bekannt. Nach dem ersten Luftangriff vom Dezember 1944 mussten KZ-Häftlinge teils mit bloßen Händen schwerste Räumarbeit leisten.

Vergessene Schicksale

Mehrere eigene Kapitel behandeln ausgewählte Einzelschicksale von KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen oder von deutschen »Volksgenossen«, die gegen Bestimmungen verstießen und folglich bestraft wurden. Bei letzteren bestanden die Gründe häufig in einem »unpassenden« Umgang mit Zwangsarbeitern. Die Strafmaßnahmen reichten bis zur KZ-Haft.

Luftangriffe

Es hätte nicht viel gefehlt, und Landshut wäre ohne Zerstörungen aus dem Krieg herausgekommen. Doch die am Hauptbahnhof zusammentreffenden kriegsstrategisch wichtigen Bahnlinien verhinderten das. Wenn auch die ersten Angriffe vom 29. Dezember 1944, vom 22. Februar und 13. März 1945 von geringerer Intensität waren und vornehmlich das Bahnhofsareal betrafen, rissen sie dennoch zahlreiche Menschen in den Tod und zerstörten den Wohnraum nicht weniger Landshuter. Zum Inferno wurde der 19. März: Mehr als 350 Bomber nahmen sich das Bahnhofsareal zum Ziel. Der Angriff dauerte weit über eine Stunde. Es blieb nicht der letzte Luftangriff.

Kriegsende

Dicht an dicht hintereinander rollten am 8. Mai 1945 amerikanische Panzer durch die Stethaimerstraße Richtung Innenstadt. Gänzlich unaufgeregt, ja beinahe ohne Interesse flankierten Fußgänger und spielende Kinder das außergewöhnliche Geschehen am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs.

Befreiung

Am Kriegsende wurden Tausende alliierte Kriegsgefangene entlassen und anschließend über den ehemaligen Flugplatz Ergolding in ihre Heimatländer ausgeflogen. Wie an einer Perlenschnur landeten und starteten die alliierten Transportmaschinen; dabei waren Unfälle auf der unbefestigten »Rollbahn« nicht auszuschließen – wie bislang unveröffentlichtes Filmmaterial aus den National Archives von Washington belegt.

Das KZ-Außenlager als Animation

Bei dieser Abbildung handelt es sich um ein Einzelbild aus einer Animation, die eine Vorstellung vom KZ-Außenlager und seinem Umfeld vermittelt. Sie basiert neben Luftaufnahmen alliierter Bomber auf dem einzigen bisher vorliegenden Foto. Nordwestlich war das Lager von Gleisanlagen und OT-Hallen umfangen, südlich befanden sich bis in die 1970er-Jahre vier Wohnbaracken.

Das ehemalige KZ-Außenlager im heutigen Umfeld

Eine Animation kann Unanschauliches sichtbar machen: in diesem Fall eine Überblendung des ehemaligen Außenlagers mit der heutigen Bebauung. Die Abbildung ist ein Still aus einem animierten »Überflug«, der das Lager von allen Seiten zeigt und mit der Einblendung eines Entwurfs für ein Erinnerungsmal am Ort des damaligen Geschehens endet.